Mit Tanja Hille begrüßt die Deutsche Debattiergesellschaft ihr 300. Mitglied. Das haben wir zum Anlass genommen, Tanja ein paar Fragen zu stellen in unserer Reihe „Was macht eigentlich…?“. 

Tanja Hille bei der Moderation der ZEIT DEBATTE Berlin 2017. (c) Matthias Carcassona

DDG: Hallo Tanja, wir begrüßen dich ganz herzlich als 300. Mitglied in der DDG. Wann hast du mit dem Debattieren angefangen – und was hat dich damals angezogen?

Tanja: Ich habe im Herbst 2011 mit dem Debattieren angefangen. Hingegangen zum Debattierclub bin ich damals, weil ich zum Studiumsbeginn neue Leute kennen lernen wollte und Freunde gesucht habe. Geblieben bin ich, weil ich Freunde gefunden habe – und weil ich gemerkt habe, wie schnell man durch regelmäßiges Üben im Reden besser wird.

DDG: Was machst du jetzt im Moment?

Tanja: Ich habe gerade meinen Master in Politikwissenschaft beendet und schaue mich um, was ich als nächstes machen möchte. In der Zwischenzeit konzipiere ich gerade mit Christina Dexel eine Seminarreihe „Rhetorik für Frauen“ unter dem Titel „Be Heard“.

DDG: Was habt ihr mit dieser Reihe vor?

Tanja: Wir richten uns an junge Frauen, die sich rhetorisch verbessern wollen – unabhängig davon, ob sie in einem Debattierclub sind. Bei unserem letzten Einsteigertraining in der Berlin Debating Union haben wir zum ersten Mal ein Training gezielt für weibliche Neumitglieder angeboten. Dort konnten wir offener und gezielter bestimmte Themen ansprechen: Was macht dich beim Reden unsicher, was führt zu Nervosität, und was sind Bewältigungsstrategien, die helfen mit Unsicherheiten umzugehen und am Rednerpult selbstbewusst zu agieren? Unsere Debattiertrainings sind häufig recht technisch und funktional ausgerichtet, dabei hat Reden ja viel mit Selbstwahrnehmung und mit dem Finden eines persönlichen Redestils zu tun, mit dem man sich wohlfühlt. In einer Gesellschaft in der vermeintliche Redeideale und Vorbilder immer noch männlich geprägt sind, ist das vor allem für Frauen eine große Hürde am Anfang einer Rednerinnenkarriere. Wir haben zu diesem Training so viel gutes Feedback bekommen, dass wir beschlossen haben: Das versuchen wir einmal systematisch.

DDG: Der niedrige Frauenanteil ist ja für viele Debattierclubs ein Problem, und zwar über die Zeit hinweg recht konstant, das hat die Debattierumfrage 2016 gezeigt. Ist euer Seminar eine Maßnahme, mit der man etwas bewegen kann?

Tanja: In Berlin haben wir schon viel getan in den letzten Jahren: Wir achten auf gemischte Mentorengruppen, gemischte Referententeams für Seminare, gemischte Teams für die Werbung im Hörsaal, wir nehmen Frauen gezielt mit auf Turniere. Trotzdem haben wir am Ende einen Frauenanteil von etwa einem Drittel. Aus unserer Erfahrung heraus und nach zahlreichen Gesprächen, glauben wir, dass die Redeerfahrungen, die Frauen und Männer in Debattierclubs machen, sich strukturell unterscheiden und das gerade am Anfang. Deshalb lassen sich manche Herausforderungen beim „Reden lernen“ besser unter Frauen adressieren. Das ist sicherlich nicht die einzige Lösung, aber es ist vielleicht ein Baustein unter mehreren.

DDG: Was hat dich davon überzeugt, in die DDG einzutreten?

Tanja: Ich möchte weiter mit den Leuten in Kontakt bleiben. Mit meinen engeren Freunden würde ich das sowieso machen, aber ich hoffe, dass es mit der DDG gelingt, auch darüber hinaus mit spannenden Menschen den Kontakt zu halten und voneinander zu lernen. Außerdem möchte ich das Debattieren weiter voranbringen, jetzt nicht mehr ganz so aktiv, sondern eher von außen, z.B. mit unserer Seminarreihe. Auch dazu passt eine DDG-Mitgliedschaft sehr gut.

DDG: Dann hoffen wir, dass wir deine Erwartungen erfüllen können. Danke dir für das Gespräch!

Die Fragen stellte Philipp Stiel